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Drei Jahre nach der Lehman-Krise sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) die Weltwirtschaft wieder in einer gefährlichen Phase. Es drohe das Risiko einer länger andauernden Wachstumsschwäche in den Industrieländern, schrieb die in Washington ansässige Einrichtung in ihrem jüngsten Weltwirtschaftsausblick. Nach Ansicht der Experten wird die Weltwirtschaft 2011 um vier Prozent wachsen. Das sind 0,3 Prozent weniger als in der vorherigen Prognose. Auch 2012 erwartet der Fonds ein Wachstum von vier Prozent, 0,5 Punkte weniger als zuvor prognostiziert.
Zwei Risiken bereiten den Fonds-Experten besonders Sorge: Dass die Schuldenkrise in der Eurozone außer Kontrolle gerät und dass die US-Wirtschaft noch weiter abschmiert. Jedes Szenario hätte schon für sich genommen "schwere Konsequenzen für das globale Wachstum". Folgen könnten ein neuer Nackenschlag für Finanzmärkte in den Industrienationen, ein Absturz des Welthandels, versiegende Kapitalströme und weniger Wachstum in aufstrebenden Staaten. Die Eurozone und die USA "könnten zurück in die Rezession stürzen", warnt der IWF.
Dabei geht die Schere zwischen Industriestaaten und Schwellenländern weiter auseinander. Demnach wird das Wachstum der Industrienationen von 3,1 Prozent 2010 auf 1,6 Prozent 2011 sinken und 2012 dann 1,9 Prozent betragen. Das ist eine Korrektur der Werte um 0,6 beziehungsweise 0,7 Prozentpunkte nach unten. Die Schwellenländer dürften laut IWF weiter wachsen, mit 6,4 Prozent in diesem Jahr und 6,1 Prozent im kommenden. Stark bleibt insbesondere China. Für 2011 sagt der IWF 9,5 Prozent voraus, für 2012 dann neun Prozent.
Deutschland wird frühere Wachstumshoffnungen nicht erfüllen. Angesichts des Schuldendramas in der Eurozone erwartet der IWF nächstes Jahr für Deutschland nur noch ein Plus von 1,3 Prozent - 0,7 Prozentpunkte weniger als bisher erwartet. 2011 sollen es 2,7 Prozent werden.
Deutlich revidierte der IWF seine Schätzungen für die USA, die in diesem Jahr nur noch um 1,5 Prozent wachsen dürften - ein Prozentpunkt weniger als noch im Juni geschätzt - und 2012 um 1,8 Prozent - 0,9 Prozentpunkte unter der Juni-Schätzung.
Italien droht wirtschaftlich nach Ansicht des IWF immer weiter zurückzufallen. Der Fonds senkte die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,0 auf 0,6 Prozent und für 2012 von 1,3 auf 0,3 Prozent. Wegen der schwachen Konjunktur rechnet der IWF damit, dass viele Italiener ihren Job verlieren. Die Arbeitslosenquote wird demnach von 8,2 auf 8,5 Prozent steigen. Wegen der schwächelnden Wirtschaft, hoher Staatsschulden, der fragilen Regierung sowie deren unkalkulierbarer Politik hatte die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit Italiens herabgestuft. |
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