Die Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Moody's hat in Berlin und Brüssel Empörung ausgelöst. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warf den Bonitätswächtern Willkür vor: Er könne nicht erkennen, was ihrer Einschätzung zugrunde liege, sagte Schäuble am Mittwoch in Berlin. Der Finanzminister bekräftigte seine Forderung nach einer schärferen Regulierung von Ratingagenturen.
Die EU-Kommission kritisierte den "unglücklichen" Zeitpunkt der Herabstufung. Portugal habe gerade ein hartes Sparprogramm beschlossen, sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. "Wir sollten dem Land, der Regierung zumindest die Chance geben, die Maßnahmen umzusetzen."
Die Ratingagentur Moody's hat die Bonitätsnote Portugals auf Ramschstatus gesenkt - und damit wenig überraschend an den Märkten Kursverluste ausgelöst. Und auch die öffentlichen Reaktionen auf die Änderungen sind wenig überraschend: Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen nennt die Herabstufung voreilig, die portugiesische Regierung unterstellt der Ratingagentur, das Sparpaket des Landes nicht richtig verstanden zu haben. Kurz: Die Kritik an den Ratingagenturen flammt wieder auf, prozyklisch und krisenverschärfend zu wirken.
In die Debatte hat sich obendrein erst am Dienstag auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel eingemischt und wörtlich erklärt, sie vertraue im Hinblick auf griechische Staatsanleihen "vor allem den Bewertungen der drei großen Institutionen EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des IWF". Will heißen: Nehmt die Ratingagenturen bloß nicht zu ernst. Taggleich nimmt auch die italienische Finanzaufsicht Ermittlungen auf, die Ratingagentur Moody's habe womöglich auf Basis vorschneller Urteile Studien veröffentlicht und Bankaktien auf Talfahrt geschickt.