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ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz, 68, befürchtet, dass sich an den internationalen Rohstoffmärkten eine gewaltige Blase bildet, die von den „Dimensionen sogar noch größer werden“ könnte „als das Immobilienproblem in den USA vor zwei Jahren“. „Wenn wir nicht bereit sind, den Rohstoffspekulanten entschlossen entgegenzutreten“, so der ThyssenKrupp-Chef, „werden sie zu einer ernsthaften Bedrohung für die gesamte Stahlbranche und die Weltwirtschaft.“ „Der Handel mit Derivaten, wie er von Fonds und Banken betrieben wird, muss dringend reguliert werden.“
Neben dem Bundeskartellamt und der Europäischen Kommission hat der Düsseldorfer Stahlkonzern inzwischen auch die Bundesregiertung um Hilfe im Kampf gegen Rohstoffspekulanten und unfaire Preise gebeten. Die Regierung, so Schulz, habe zugesagt, das Thema auf dem nächsten G-20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Toronto anzusprechen.
Hintergrund für den dramatischen Appell des langjährigen Stahlmanagers sind die sprunghaft gestiegenen Preise für Eisenerz auf dem Weltmarkt. Während Thyssen- Krupp vor einem Jahr noch rund 60 US-Dollar für die Tonne bezahlen musste, sind die Preise laut Schulz inzwischen auf mehr als das Doppelte angestiegen. Verantwortlich dafür ist ein von den wenigen Erzlieferanten vorgeschriebener Preisfindungsmechanismus, der sich neuerdings an dem sehr volatilen Spotmarkt für Eisnerz orientiert.
ThyssenKrupp hat konkrete Hinweise darauf, dass große Investmentbanken, die auch „bei den anderen Spekulationsblasen beteiligt waren“, den Einstieg in den Eisenerzmarkt vorbereiten. „Sie sind derzeit in unseren Märkten unterwegs, heuern Rohstoffspezialisten an, kaufen Handelshäuser und mieten Lagerflächen in großen Häfen, um Erze zu Spekulationszwecken zwischenzulagern“, sagt Schulz. Bei den geplanten Geschäften gehe es um „reine Wetten auf bestimmte Preisentwicklungen, um Gewinne aus Käufen und Verkäufen ohne realwirtschaftlichen Hintergrund“. Das schade der gesamten Weltwirtschaft. (Spiegel 22/2010)
Autor: w:o Vorabredaktion |
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