München. Trotz eines neuen Namens und eines neuen Chefs kämpft der Bezahlsender Sky, der früher Premiere hieß, hartnäckig mit alten Problemen. Die Zahl der Abo-Kunden wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich unter dem Strich nur um 1000 auf rund 2,47 Millionen. Zudem verbuchte Sky einen Verlust von 97 Millionen Euro nach einem Minus von rund 80 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz stagnierte bei 235 Millionen Euro.
Die Münchner bleiben damit weit vom rettenden Ufer entfernt. "Es gibt noch vieles zu tun", räumte der seit Anfang April amtierende Konzernchef Brian Sullivan ein. Zugleich zeigte er sich aber optimistisch, im nächsten Jahr operativ schwarze Zahlen zu schreiben. Für dieses Jahr rechnet Sky bislang mit operativen Verlusten bis zu 170 Millionen Euro. Um in die Gewinnzone zu kommen, müsste der Konzern, den Medienmogul Rupert Murdoch kontrolliert, mindestens 2,8 Millionen Abonnenten an sich binden. Viele Experten gehen davon aus, dass es sogar mehr als drei Millionen sein müssen.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Zahl der Kunden pro Quartal um 80.000 steigen. Jan Christian Göhmann, Analyst bei der NordLB, hält dieses Ziel für ambitioniert: "Man muss bedenken, dass Sky vor allem von der übertragung der Fußball-Bundesliga lebt." Da auch im frei empfangbaren Fernsehen Spiele zu sehen seien, sei das Potenzial begrenzt - zumal Sky eine Premiumsstrategie mit hohen Preisen fahre. Die Alternative wäre eine Einzelvermarktung von Matches (Pay per View). Dies würde sich mit der Premiumstrategie beißen und die Zahl der Abonnenten merklich drücken, so Göhmann.
Den Umschwung soll nun eine Werbekampagne bringen. Zudem ging Sky im Mai erstmals eine Kooperation mit einem Kabelnetzbetreiber bei Triple Play ein, also der Kombination von Telefon, Internetzugang und TV-Angeboten aus einer Hand. Die Partnerschaft mit Netcologne sei ein Musterbeispiel für weitere Kooperationen, sagte Sullivan. Allerdings fällt der Rabatt für den Kunden beim Kauf des Pakets nur gering aus. Branchenkenner bezweifeln deshalb, dass mit solchen Kooperationen ein großer Schub bei den Abos erzielt werden kann.
Auch die Erhöhung der HD-Kanäle um drei auf zehn soll mehr Kunden bringen. Zur Fußball-WM bietet das Münchner Unternehmen überdies einen eigenen WM-Kanal in hochauflösender Qualität, der alle Spiele live sendet. Auch mehr Service wird geboten. Abonnenten, die ihr Programm per Satellit empfangen, können ab sofort einen digitalen Festplattenrekorder gegen Einmalgebühr nutzen, um Filme oder Sportübertragungen zeitversetzt abrufen zu können. Göhmann: "Die Frage ist aber, ob die Kunden diese Produkte wirklich wollen."
Ende Mai soll außerdem ein Sky-Sportprogramm für das iPad von Apple starten, das Sky-Kunden teils kostenlos nutzen können. Das App wird am Samstag offiziell vorgestellt. Murdoch hat mit mehreren Kapitalerhöhungen den Sender gerettet, eine weitere steht möglicherweise bevor.
Bereits am Mittwoch meldeten sich die ersten Analysten zu Wort, überarbeiteten ihre Ratings für die Aktie des Münchener Bezahlsenders Sky Deutschland. Dem vorausgegangen war die Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal, in dem das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 97 Millionen Euro verbuchte. Bei Beobachtern stieß insbesondere der Umstand auf Kritik, dass Sky Deutschland im ersten Jahresviertel netto lediglich 1.000 Abonnenten gewinnen konnte. DER AKTIONÄR sprach mit Bankhaus-Lampe-Analyst Frank Neumann.