|
ZT FTD
Trotz der Atomunfalls im japanischen Fukushima ist weltweit nicht mit einem baldigen Ende für die Atomenergie zu rechnen. Das erkennen auch die Akteure an den Finanzmärkten: Der Preis für Uran steigt.
Das Reaktordesaster im japanischen Fukushima hat die Nuklearindustrie in Aufruhr versetzt. Das Vertrauen in die Branche ist am Boden. Infolge dessen kam es zu einem regelrechten Abverkauf bei Aktien von Uranförderern. Und auch der Preis für den Rohstoff selbst sackte kräftig ab.
Inzwischen positionieren sich jedoch erste Schnäppchenjäger bei den Aktien der Unternehmen. Ihr Kalkül: Die Firmen sind billig. Dies könnte zu Branchenfusionen führen. Marktgerüchten zufolge sondieren vor allem chinesische Firmen den Markt nach übernahmekandidaten. In vielen Börsenbriefen werden die Unternehmen bereits wieder als heiße Investmenttipps gefeiert. Womöglich zurecht, denn trotz aller Schreckensvisionen, die die Kernenergie hervorruft, wird der Menschheit die Atomenergie noch viele Jahre erhalten bleiben.
So sind alleine in China laut Bloomberg derzeit 26 Reaktoren im Bau und weitere 34 bereits genehmigt. Xu Yuming, Vize-Generalsekretär der chinesischen Nuklearbehörde sagte Anfang Mai in einem Interview: "Fukushima hat uns dazu gebracht, einige unserer Maßnahmen zu überdenken. Der übergeordnete Plan wird jedoch nicht geändert. China hat mit Energieknappheit zu kämpfen und wir müssen unseren Energiemix ändern. Um dies zu schaffen, müssen wir den Nuklearsektor weiter entwickeln." Ähnliches ist aus Indien und Südkorea zu vernehmen.
Aktuelle Daten zeigen nun, dass Investoren sich nun wieder dem strahlenden Metall zuwenden. Direkt nach dem Atomunfall in Japan gab es noch ein kräftiges Minus. Aber während seit Anfang Mai der Rohstoffsektor kräftige Abschläge zu verkraften hat, steigt die Notierung für Uran. Die Analysten von Macquarie prognostizieren steigende Preise bis zum Jahresende, vor allem weil China seine Importe bereits hochfahre. "Die Marktteilnehmer werden überrascht sein, wie gut Uran sich halten wird." Derzeit kostet ein britisches Pfund (454 g) Uran 57,50 Dollar.
Deutliches Plus bis Jahresende
Optimismus verbreiten auch die Förderer: Fletcher Newton, Vizepräsident von Uranium One rechnet etwa mit 65 Dollar bis zum Jahresende. 2012 erwartet er wieder 70 bis 75 Dollar. Analysten sind teils sogar noch optimistischer. Während die Deutsche Bank von 65 Dollar zum Jahresende und auch für 2012 ausgeht, rechnet die Commerzbank mit einem Anstieg auf 75 Dollar bis zum Jahresende und mit 80 Dollar im Jahr 2012.
Der Chef des Förderers Paladin Energy spricht davon, dass die Katastrophe in Japan die grundsätzlich positive fundamentale Situation beim Uran überdeckt habe. Die Industrie habe zwar einen "spektakulären Schlag in die Zähne" bekommen, so John Borshoff, letztendlich würden sich aber die Auswirkungen auf den Markt als minimal erweisen.
Dass zeigt sich auch an der Politik der Uranförderländer: So werden in den kommenden drei Jahren in Namibia, das für rund zehn Prozent des weltweit geförderten Urans steht, mehrere neuen Minen an den Start gehen, darunter Großprojekte wie die Husab-Mine, die zur drittgrößten URanmine der Welt werden könnte. Dies sollte dafür sorgen, dass sich der Output des südafrikanischen Landes vervierfachen wird. Der Präsident der Bergbaukammer des Landes sagte namibiaschen Zeitungen zufolge, dass Uran weiterhin eine große Rolle im weltweiten Energiemix und demzufolge auch für Namibias Wirtschaft spielen werde. Areva, größter Uranförderer der Welt, kündigte den Ausbau seiner Aktivitäten in dem Land an. in Australien, viertgrößter Uranproduzent der Erde, wird derzeit über den Ausbau der von BHP Billiton betriebenen Mine Olympic Dam diskutiert, die derzeit ergiebigste Uranmine der Welt. |
|